22.09.2019 Erfurt (Deutschland) Bericht OF Rüdiger / Fotos OF Antje
Omegafreunde.de 2019
Feinster Ungarnrock in der VEB Thüringenhalle  Omega im 57. Jahr ihres Bestehens lockte wieder viele Fans zu drei Konzerten in Deutschland nach Annaberg-Buchholz (20.09.), nach Leipzig (Haus Leipzig-21.09.) und Erfurt-22.09. (Thüringenhalle). Am 23.09.1962 traten László Benkö (Klavier und Gesang), János Kóbor (Rhytmusgitarre), András Kovacsics (Sologitarre), Péter Láng (Saxofon), Tamás Künsztler (Schlagzeug) und István Varsányi (Bassgitarre und Bassgeige) zum ersten Mal offiziell unter dem Namen Omega auf. Diesen Namen verpasste der damalige Veranstalter der Band, weil die Gruppe ihm keinen konkreten Bandnamen für den Druck der Werbeplakate nannte. „Schreib, was du willst“, soll man ihm gesagt haben - und dies tat er dann eben und ließ „OMEGA“ auf die Plakate drucken. Und nun kam Omega fast auf den Tag genau 57 Jahre später nach Erfurt zum Konzert. Am Tag zuvor gab es einen umjubelten Auftritt vor ausverkauftem Hause in Leipzig, dass wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Die Vorfreude auf Erfurt war groß. Im Mai 2017 spielte Omega in der Alten Oper Erfurt eines seiner besten Konzerte, was ich je gesehen und gehört hatte. Die Vorzeichen für dieses Konzert waren aber alles andere als gut. Wir betraten die Halle, die uns trist und öde empfing. Man hätte meinen können, dass da gleich die Stühle weggeräumt würden und eine Kaninchenschau stattfindet. Der schlechte Eindruck wurde dadurch noch getoppt, dass es im ganzen Gebäude nirgendwo einen Getränkestand gab, geschweige denn irgendwo etwas zum Essen aufzutreiben war. Hilflos am Rande, man hätte ihn im riesigen Saal fast übersehen, stand der Fanartikelstand von AzVuk und versuchte neben dem CD-Verkauf die Fragen der Fans nach der schon seit vielen Jahre versprochen CD zu beantworten. Hierzu gab es eine neue Antwort: „Wenn zwei der Herren 77 Jahre alt werden, soll sie nun endgültig erscheinen.“ Gemeint sind Laci und Mecky, die ja in diesem Jahr ihren 76. Geburtstag feiern konnten. Wir standen nun bis zum Konzertbeginn ziemlich bedrückt im sich nur langsam füllenden Saal. Unsere T-Shirts wiesen uns als Omegafreunde aus und man fragte uns immer wieder, warum es zum Konzert nichts zu trinken gab. Zum Glück glaubte man uns, dass wir nur der Fanclub sind und nicht der Veranstalter. Der Saal und die Umstände des Veranstaltungsservice erinnerten uns alle an alte „VEB-Zeiten“. Kurz vor Beginn hatte sich der Saal nur zur Hälfte gefüllt, aber viele Omegafans, aus zahlreichen Städten angereist, warteten auf ein tolles Konzert. Und das sollten sie bekommen! Omega hatte sich schon in der letzten Konzertsaison wieder mehr auf ältere Titel konzentriert. Diesem Trend folgte die Band 2019 weiter. Neben den jüngeren Songs sind jetzt z.B. wieder Varázlatos fehér ko (Magischer weißer Stein) zu hören, von der allerersten LP TROMBITÁS FRÉDI ÉS A RETTENETES EMBEREK erklang Egylány nem ment haza (Ein Mädchen ging nicht nach Hause) und von der 6. LP TÜZVIHAR wurden der Titelsong Tüzvihar (Stürmisches Feuer) und A Büvész (Der Zauberer) gespielt. Zudem kam der nicht so bekannte Titel A holló (Der Rabe) zur Aufführung. Mit „Mecky“ Janos KOBÒR, dem Sänger und Frontmann, László „Laci“ BENKÖ) an den Tasteninstrumenten und Ferenc „Ciki“ DEBRECENI (71 Jahre) am Schlagzeug spielte die Kernbesetzung der letzten Jahrzehnte. Neben ihnen stand Tamás SZEKERES wieder auf der Bühne. Er spielt nun bereits seit 1989 bei Omega die Gitarre. Bewundernswert ergänzt durch Katy ZEE, die nunmehr auch schon seit einem Jahrzehnt bei Omega hervorragend den Bass zupft. Schon länger spielt ein zweiten Keyborder, Albert FÖLDI bei der ungarischen Band mit, so dass viele Instrumentalpassagen einen noch satteren Omegasound bieten. Stimmlich wird Mecky seit einigen Jahren durch eine Sängerin und einen Sänger verstärkt, was bei vielen Titeln zu einem hervorragendem Satzgesang und einem wohlklingenden Gesamtsound beiträgt. In Erfurt waren das Monika BÁRKÁNYI (im letzten Jahr noch Vivien MINYA) und der uns bereits längst vertraute Levente CSORDÁS. Mit dem Auftakttitel Babylon entwickelte sich ein unvergessliches Konzert, in dem sich die Band vom halb leeren und kahlen Saal nicht beirren ließ. Das Publikum ging trotz trockener Kehlen enthusiastisch mit, die immer wieder beeindruckende Lasershow und viele rasante Gitarrensolos von Tamas und Basseinlagen Katys trugen zur sehr guten Stimmung bei. Mecky rockte mit 76 Jahren immer noch die Bühne wie ein Mitvierziger, Laci ist die bestimmende Figur an den Keybords und Ciki trommelte wieder unübertroffen einen so eigenen und nur bei Omega zu hörenden Schlagzeugstil. Auf seine Schlagzeugeinsätze freuen sich die Omegafans immer, mit dem absoluten Höhepunkt, den mit der Hand gespielten Schlagzeugbecken beim Schlusstitel A Kereszt-út vége, der mit einem musikalischen Lisztzitat stets zum Höhepunkt des Konzerts gebracht wird. Klassische Zugaben sind immer „Gyöngyhaju lány“ (Schreib es mir in den Sand/Mädchen mit dem Perlenhaar) und Petroleumlampa. Auf den „Russischen Winter“ (Lena) warteten die Zuhörer sowohl in Leipzig als auch in Erfurt diesmal vergeblich. Ein toller Konzertabend ging zu Ende. Es bleibt bei allen Omegafreunden immer die Frage, wie viele Jahre die Band in dieser Besetzung noch spielen wird. Und so werden wir auch wieder versuchen, so viele Konzerte wie möglich zu besuchen, manch weite Wege in Kauf nehmend. Denn der Omegamythos lebt! Das erkannten wir wieder einmal beim Verlassen der Thüringenhalle, als junge Konzertbesucher uns als ältere Omegafreunde und - spezialisten nach ganz bestimmten CD- bzw. Schallplattenauflagen fragte. Und das nicht nach den zahlreichen bekannten Veröffentlichungen der Band, sondern nach den deutschsprachigen Omegatiteln. (Kleiner Tipp: die 12 Lieder gibt’s auf der CD „omega: das deutsche album“ 1997, Edition Barbarossa, Vertrieb: BMG-Ariola München/Aris.) Und so träumt der berichtende Omegafan von vielen neuen Konzerten, von der 2020 zum 77. Geburtstag von Laci und Mecky endgültig erscheinenden (wohl schon lange eingespielten) neuen CD mit dem Titel „Testamentum“ und vielleicht doch von einem Konzert, wo Mecky ein paar Titel in Deutsch singt.