06.05.2017 Erfurt (Deutschland) weitere Fotos Bericht OF Rüdiger / Fotos OF Peter
10.000 Schritte und 55 Jahre! Omega mit Heimspiel in der Alten Oper Erfurt   Ausverkauft. Die Alte Oper in Erfurt empfängt wieder die ungarische Band Omega.  Zum letzten Mal spielte die Gruppe hier im März 2015 ein fabelhaftes Konzert.  Damals im Programm: das Oratorium. Die neue Tour 2017 ist die „55 Years  Anniversary Tour“. Und Erfurt ist nach dem Auftritt auf dem V.Artrock-Festival in  Reichenbach am 2.April dieses Jahrs die zweite Station der Tour durch ostdeutsche  Städte. Uns erwartet wieder diese besondere Stimmung, die aus der Vorfreude des  „Familientreffens“ der Omegafans und den nun schon älteren Damen und Herren,  die Omega aus Jugendtagen kennen und diese Band jetzt noch einmal hören  wollen. Nicht wenige sind zu Gast, deren erste Begegnung mit Omega vierzig Jahre  und mehr zurückliegt.  55 Jahre Omega. Die Rolling Stones sind nur wenige Wochen älter und werden  immer als die älteste weltberühmte Band bezeichnet. Omega gehört auch in diese  Liga. Eine Liga von Profibands, die es tatsächlich über fünf Jahrzehnte geschafft  haben, auf höchstem Niveau zu spielen und somit als Legende bezeichnet zu  werden. Und das fast in Originalbesetzung.  Im Saal herrscht eine freudige Stimmung. Ein Blick in die Runde zeigt, dass die  Mehrzahl der Gäste schon das sechste Lebensjahrzehnt erreicht hat. Nur wenige  junge Gesichter. Schade. Warum ist das eigentlich so? Gründe gibt es viele. Zum  wichtigsten kommen wir später. Schon nach den ersten Takten ist klar: wie 2015  sprang der Funken sofort über, der Saal geht mit. Omega lässt es mit den ersten  beiden Titeln richtig krachen: "Életfogytig rock'n roll" (Lebenslänglich Rock'n Roll)  und Babylon heizen richtig ein, gleich hier klatscht der Saal schon zum ersten Mal  rhythmisch mit. Die Licht- und Lasershow ist wie immer toll und die Akustik des  Saals gestattet einen tollen Klang, wenn auch die Orgelklänge nicht überall gut  ausgesteuert waren. Das Programm ist eine Mischung aus dem 2015er und 2016er  Oratorium und alten Titeln. Die Stimmung steigt bei „Tizezer lépes“ (10.000  Schritten), diesen Titel kennen alle aus alten Zeiten. Und es scheint als wenn  JÁNOS "MECKY" KÓBOR mit nunmehr 74 Jahren!!! sein Alter auf der Bühne  vergessen lassen will. Wie in alten Tagen beherrscht er die Bühne nicht nur durch  seine Stimme, sondern auch durch seine Person. Er ist das Gesicht von Omega.  Diesmal kräftig unterstützt durch LEVENTE CSORDÁS, der stets im Hintergrund der  Bühne verbleibend, den Gesangspart der Gruppe gemeinsam mit LÁSZLO "LACI"  BENKÖ gestaltete und der Gruppe mit seiner tollen Stimme sichtlich guttat. „LACI“  bildet als erster Organist gemeinsam mit dem Schlagzeuger FERENC "CIKI"  DEBRECENI und „MECKY“ in den meisten Konzerten im Ausland das „Urgestein“  der Gruppe. György Molnár („ELEFANT“), Gitarre, und Tamas Mihály („MISI“), Bass,  sind die beiden Bandmitglieder, die seit 1962 zur Urband dazuzählen, aber aktuell  meist nur auf Konzerten in der Heimat Ungarn auftreten. Zum heutigen festen  Personalbestand gehören nun schon seit vielen Jahren der zweite Keyboarder  ALBERT FÖLDI, der geniale Gitarrist TAMÁS SZEKERES und die Bassistin KATILIN  SZÖLLÖSSY (Katy Zee). Ein perfektes Team, das schon vor der Pause die Herzen  der Zuhörer eroberte.  In der Pause dann wie immer wunderbare Gespräche mit alten und neuen  Omegafans. Da trifft man, selbst Jenenser, einen Mitbürger, der schon 1972 in der  legendären Musikreihe „Musik im Hörsaal“ Omega hörte und wie alle Omegafans  stinksauer ist, dass im heutigen öffentlichen wie privaten Rundfunk diese Musik  keine Rolle mehr spielt. Welche Ignoranz und Arroganz muss nunmehr schon zwei  Generationen von Musikredakteuren/innen dieser Sender befallen haben, dass man  rund um die Uhr zwar allen neumodischen Musik-Schnick-Schnack anbietet und alle  banalen Schlagerfuzzis rauf und runter dudelt, aber die Klassiker des Ostrocks nach  wie vor Rundfunkverbot haben müssen! Oder sollten da ganz andere Kräfte im Spiel  sein? So muss man sich also nicht wundern, wenn zu solchen Konzerten nur ältere  Rockfans pilgern und junge Leute eher die Ausnahme bilden. Die Wut und der Frust  waren aber schnell wieder verflogen, wenn man von vielen gefragt wird, wie man  Omegafan werden kann und was die so treiben. Und dann kommt ja noch der zweite  Konzertteil. Der sollte den ersten noch toppen. Bei vielen Titeln lautes, rhythmisches  Mitklatschen. Bei andern aber gar nicht. Ich schaue mich um:  viele sitzen gebannt,  staunen, manche mit einer Träne im Auge, viele wollen so gar nicht klatschen, sie  genießen einfach nur …  Das Konzert steuert zum Höhepunkt, zur Endstation: „Keresztut vége“. Mehr geht  nicht. Der Orgelsound dröhnt, MECKY greift zu den Konzertbecken, das Liszt- Motiv  erklingt. Bammm!!! Schluss! Der Saal tobt. Auch die ältesten Konzertbesucher  stehen jetzt und skandieren rhythmischen Beifall. Zugabe! Zugabe! Nach dem  Konzert werden wir von Zuhörern gefragt, wie dieser geile Titel vor den Zugaben  heißt. Den kennen noch nicht viele, denn der ist neueren Datums und stammt aus  dem Omega-Oratorium. Mehr geht nicht? Doch. Das Lied „Petroleumlampe“ geht  immer. Und dann setzt LACI seine sowjetische Offiziersmütze auf und alle  eingefleischten Omagefans wissen, was jetzt kommt. Schon hört man die ersten  „Lena“-Rufe und das typische „Uiiihhh“ klingt durch den Saal. Und das Beste kommt  zum Schluss. Karat kündigt in seinen Konzerten immer im Zugabenteil an, dass es  da ja noch „dieses Lied“ gibt. Gemeint ist natürlich „Über sieben Brücken …“. Und  Omega darf niemals von der Bühne, wenn nicht ihr „Gyöngyhaju lány“  (Perlenhaarmädchen) erklingt. Ein überwältigender Abend geht zu Ende. Und man  wünscht sich noch viele solche tollen Konzerte. Und vielleicht schafft es ja die Band  doch noch zum 55-jährigen Jubiläum das neue Album auf den Markt zu bringen.  „Testamentum“ soll es heißen. Das Omega nach wie vor tolle neue Musik  produzieren kann, bewies die Band mit der Mini-CD „Omega 56“, die 2016 mit zwei  neuen Titeln erschien („Ötvenhatos lány“ und „Radio Luxembourg“).
Omegafreunde.de 2017