28.03.2015 Erfurt (Deutschland)
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Bericht OF Rüdiger / Fotos OF Antje
Omega in der Alten Oper Erfurt: Eines der besten Konzerte, was ich je hörte!
Nachdem ich das Omega-Oratorium am 26. März 2015 in der Leipziger Peterskirche
bereits mit großem Vergnügen genossen hatte, wartete am drauffolgenden Tag ein
weiteres Omega-Konzert auf mich und die Jenaer Omegafans. Wann geschieht das
schon einmal, dass man ein zwei aufeinander folgenden Tagen Omegakonzerte
geboten bekommt?! Man kann dann beide Konzerte fachmännisch miteinander
vergleichen und das eine schöner finden als das andere. Oder aber, man genießt
alles in vollen Zügen und freut sich einfach maßlos, dass erleben zu dürfen.
Zuerst möchte ich zum wiederholten Male jenen Dank sagen, die verhinderten, dass
Erfurts Alte Oper nach der Wende nicht geschlossen wurde, sondern ein Tempel
toller Konzerte geblieben ist. Was hat dieses alte Gemäuer mit dem süßlich herben
Charme alter DDR-Zeiten schon für geile Konzerte erlebt: Und nun Omega! Eine
tolle Akustik. In den Sitzreihen geht es eng zu, aber dass trägt meist dazu bei, dass
der Musikfunke sofort überspringt. Hierher haben sich zielsicher nur „Verrückte“
verirrt, da bin ich mir sicher. „Verrückte“, die Omega seit ihrer Jugendzeit im Herzen
tragen und jeden Konzerttermin wahrnehmen. Aber auch die „Verrückten“, die
Omega aus den 1970er und 1980er Jahren kennen, sie danach vielleicht für einige
Zeit aus den Augen verloren und nun schauen wollen, was die Jungs aus Ungarn
heute so treiben.
Da ist z.B. ist der Orthopäde, der einem zum Erfurter Konzert anwesenden Jenaer
Omegafan vor kurzem bei örtlicher Betäubung den Meniskus behandelte. Der Fan
meinte vor der OP scherzhaft, dass er das mal ordentlich machen solle, denn in ein
paar Tagen stehe ein ganz wichtiges Konzert an, dass er nicht versäumen dürfe. Auf
die Frage, welches Konzert der Patient denn meine, kam fast schüchtern die
Antwort, dass es ein Omegakonzert sei. Der Arzt fragte nun nicht, wie eigentlich
erwartet, wer das denn sei, schwieg ein paar Sekunden und rief dann begeistert
aus: “Geil! Die spielen immer noch? Ich hab die ‚Silberne‘ noch immer im
Plattenschrank stehen …“ Ich weiß nicht, ob jener Arzt seinen spontanen
Entschluss, dass Erfurter Omegakonzert besuchen zu wollen, in die Tat umsetzte.
Aber im Saal saßen sehr viele jener „Altomegafans“, die nun sehr gespannt auf das
Oratorium warteten. Viele verrieten mir, dass sie die alten Hits noch immer im Ohr
und im Herz hatten, aber vom Oratorium noch nichts gehört hatten.
Die Spannung stieg und auch die Vorfreude. Fast eine Viertelstunde nach dem
offiziellen Konzertbeginn klatschte ein Teil des Publikums die vier Streicher/innen
des Akademischen Orchesters von der Martin Luther Universität Halle-Wittenberg
unter ihnen Matthias Erben, Dirigent des Orchestersauf die Bühne. Schade, diesmal
konnte Matthias Erben gar nicht so richtig seine absolute Omegabegeisterung
genießen und zeigen wie er es z.B. in Rostock vom Feinsten präsentierte.
Wenige Sekunden später erschien die inzwischen bekannte Oratoriumsbesetzung
der Gruppe mit Albert Földi an den Keyboards, Kati Szöllossy (Katy Zee) am Bass.
Ciki (Ferenc Debrezeni) nahm sportlich Platz an seinem Schlagzeug, ihm folgte der
nun auch schon über zwanzig Jahre bei den Omegas spielende Gitarrist Tamas
Szekeres. Unter lautem Beifall erklomm Laci (László Benkö) seine
Tasteninstrumente und Jubel brandete auf, als der Sänger Mecky (János Kóbor) die
Bühne betrat.
Der Orgelklang ertönt, um uns in das so geniale Eröffnungsstück HAJNAL A VÁROS
FELLET mitten hinein zu werfen. Dieser typische Rhythmus, diese sich stetig
steigernde Melodik, die am Schluss des Stücks mit dem typischen Bolerocrash
endet! Es reist mich weg. Auch das Publikum explodiert nach diesem ersten Titel
regelrecht und klatscht sofort die Takte frenetisch mit. Alle spüren es im Saal, das
wird ein tolles Konzert. Der Funke war schon nach wenigen Augenblicken auf die
Bühne übergesprungen. Die Band spürt sofort, dass hier ein begeisterungsfähiges
Publikum sitzt. Mecky sprang nach dem ersten gelungenen Titel wie ein Teenie auf
der Bühne herum.
So manches Omegakonzert, das ich in den vergangenen Jahren hörte, war da eher
wie ein Langstreckenlauf. Das ältere, oft schon ergraute Publikum brauchte
manchmal fast bis zum Schluss des Konzerts Zeit, um doch endlich in die für
Omega verdiente Begeisterung auszubrechen. Tags zuvor, In Leipzig war es
ähnlich, vielleicht lag es da aber auch eher am Rahmen, der ehrwürdigen
Peterskirche. In Erfurt war es anders. Es „knallte“ sofort zu Beginn und ich
bemerkte, wie ich zufrieden in meinen Konzertsessel sank und wusste, dass dieses
Konzert hier in dieser alten Oper ein vollkommener Genuss wird.
Nach dem furiosen Auftakt folgte nun eine lange Reihe unvergesslicher großer
Omegamelodien wie z.B. EGY ÉLETRE SZOL, BOLDOG ANGYALOK, BABYLON,
ÈJSZAKOL ORSZÀGUTON und NE LEGYEN. Gänsehaut pur. In Ungarn agierte für
diese Titel in den Konzerten neben den Streichern ein Frauenchor, der aber in
Deutschland (leider) nicht zum Einsatz kommen kann. Die wichtigen Chorpassagen
wurden aus der Konserve zugemischt, was die Zuhörer ein wenig irritierte, denn es
sangen live auf der Bühne nur Mecky und Laci.
Nach weiteren Titeln der Oratoriumfolge und ca. 45 Minuten spielte die Band
plötzlich KERESZTÚT VÉGE, das eigentliche gigantische Finalstück der
RHAPSODY. Aber es war natürlich noch nicht das Ende des Konzerts gekommen,
sondern anders als bei bisherigen Aufführungen des Oratoriums, legte man in der
Alten Oper Erfurt eine Pause ein. Zeit für viele Gespräche, aus denen schon zur
Halbzeit des Konzerts klar wurde, dass hier alle an einem unvergesslichen
Konzertabend teilnehmen. Logischerweise wurden viele T-Shirts, CD, DVD, LP und
zahlreiche andere Fanartikel vor dem Konzert, während der Pause und natürlich
nach dem Ereignis in Massen verkauft.
Nach der Pause rockte Omega genauso professionell und spielfreudig weiter. Mit
ÉLETFOGYTIG ROCK AND ROLL wurde die Stimmung weiter angeheizt. Bei den
Titeln BREAK THE CHAIN und TOMORROW konnte der bei vielen
Omegakonzerten auftretende Engländer George Hill wieder seine Stimmkraft
einsetzen. Mecky unterstützte ihn bei seinem Auftritt mit den Worten „… weil mein
Englisch nicht so gut ist“, trotzdem glänzten beide im Duett bei zahlreichen Refrains.
Inzwischen hatten die Berliner OMEGAFREUNDE längst die leerstehenden Logen
erobert, um der Band aus nächster Nähe zuhören und zujubeln zu können. Es
folgten nun die bekannten Titel wie ÉN ELMEGYEK und HAJNAL OCEAN.
Immer wieder stand Tamas mit seinen tollen Gitarrensoli im Mittelpunkt und genoss
den spontanen Applaus (auch nicht immer typisch für ein Omegakonzert). Nach dem
großen Finale mit einem Ausschnitt aus Franz Liszts LES PRELUDES ging dieses
Konzert zu Ende. Standing Ovations, rhythmisches geduldiges Klatschen und die
typischen Omegarufe, farbig abgerundet von ungarischen Fähnchen brachten dem
Publikum natürlich als Zugabe noch das unumgängliche GYÖNGYHAJU LÁNY
(Perlenhaarmädchen) ein, was bei Fans in der Erinnerung an die Jugendjahre so
manche Träne ins Auge drückte. Anders als in Leipzig spielte OMEGA als zweite
Zugabe noch PETRÓLEUM LAMPA. Das Publikum war eben einfach nur gut. Eine
dritte Zugabe „erklatschte“ sich das Publikum nicht, ich hätte z.B. so gerne noch
LENA (Russian Winter) gehört. Sei’s drum.
Ein einmaliger Abend mit einem Riesenkonzert ging zu Ende, der noch sehr lange
nachklingen wird. Ich habe in den letzten fünf Jahren einschließlich des
Jubiläumskonzerts zum 50-jährigen Bandjubiläum in Budapest neun
Omegakonzerte erleben dürfen, das Erfurter gehörte eindeutig zu den besten. Dass
dies das Publikum genau so sah, zeigte die Tatsache, dass die lang erwartete neue
DVD mit den Mitschnitten der Omegakonzerte in Deutschland seit 2012 nach dem
Konzert restlos ausverkauft war.
Bei uns Jenaer Omegafans hinterließ das Konzert einen so tiefen Eindruck, dass wir
noch so sehr im Klangerlebnis waren und somit Mühe hatten, unser Auto wieder zu
finden. Die Reaktionen auf das Konzert in den diversen Internetforen belegen
meine Begeisterung. Es konnte wohl keiner so schnell schlafen oder zur
Tagesordnung übergehen. Und diese Zeilen schreib ich mit den ORATORIUMS-
Klängen im Ohr. Schön laut, versteht sich.
Omegafreunde.de 2015