Omegafreunde.de 2009
20.06.1988 Junge Welt
Ungarns Puhdys heißen OMEGA Was die Beatles einst in die Musikgeschichte einbrachten, war auch in Ungarn nicht ohne Folgen. 1962 zum Beispiel gründete sich die Gruppe OMEGA. Das von Ihnen viel besungene Mädchen mit den Perlen im Haar wurde weltbekannt und noch manch anderer ihrer hart geschlagenen Titel. Ob es sie noch gibt? Die Frage war schnell beantwortet. Janos Kobor, dessen Stimme ich noch in höchsten Tönen im Ohr habe, ist jetzt häufiger zu Hause anzutreffen. Zu Hause heißt für das Gründungsmitglied und den Sänger der Gruppe, im ausgebauten Häuschen der Großeltern in den Budaer Bergen. An der Gartentür ein Schild: OMEGA - Studio. Mir scheint, es ist etwas still geworden um OMEGA. Ja, wir sind ein bisschen ruhiger geworden, das heißt, wir sind nicht so oft auf Tournee, und wir machen nicht jedes Jahr eine neue Platte. Also das Ende von OMEGA?  Nein, ganz haben wir nicht aufgehört, wir sind noch zusammen, pausieren nur länger. Letztes Jahr zu unserem 25jährigen Bestehen haben wir zwei große Konzerte in Budapest gegeben, und im November 1987 ist unsere dreizehnte Langspielplatte auf den Markt gekommen, „Babylon". Was Ich von euch über die Jahre kenne, hat sich musikalisch kaum verändert, oder? Das ist immer OMEGA. Ich meine, wir bewegen uns nach wie vor zwischen Pink Floyd und Rolling Stones. Wenn Ich es recht überlege, sind es wohl vor allem eure schon legendären Rockkonzerte vor einem Massenpublikum, zum Beispiel im KIS­(Eis)-Stadion, die euren Ruf begründeten. Warum gibt es inzwischen so wenig Live-Auftritte von euch? Ein solches Konzert kostet inzwischen sehr, sehr viel Geld. Letztes Jahr hat eine Baufirma den ganzen Bühnenaufbau übernommen - 25 Meter lang, zwei Etagen Lichtmaschinen, Laserkanonen, Feuerwerk und so weiter. Wenn da ein Stadion nicht ausverkauft ist, bedeutet das Verlust, und so müssen wir die Eintrittskarten teuer machen.  Kann man da nicht ein bisschen Technik abbauen?  Bei uns geht es nur so, die Leute erwarten das. Wir können nicht nur einfach so auf die Bühne gehen und etwas spielen, das wäre nicht mehr OMEGA. Ist das nicht ein bisschen schade? Ja, denn wir spielen sehr gern einfach so. Aber dann sagen die Leute: Na, - letztes Mal waren die aber besser, da war viel mehr los. Also müssen wir immer eins draufsetzen. Warum dieser Erfolgszwang? Seit einigen Jahren kommen ziemlich oft Weltstars- und gruppen zu uns, zum Beispiel Genesis, Tina Turner, Peter Gabriel, David Bowie, Queen. Die setzen Maßstäbe. Wir haben eine sehr gute Anlage, die wir auch ausleihen. Aber nur die macht's eben auch nicht. Auf dem Budapester Heldenplatz haben wir einen Ruderteich, aus dem im September das Wasser abgelassen wird und im Winter eine Eisbahn entsteht. In der „Trockenzeit«, hatte man die Idee, könnten dort mehrere Gruppen auftreten. Das war sehr lustig. Die Puhdys, mit denen ihr ja gut bekannt seid, spielen bis zur Rockerrente, wie einer ihrer Titel verrät. Wie lange werdet ihr noch rocken? Das ist die Frage, die mir meine Mutter seit 25 Jahren immer wieder stellt, erst noch dem Schulabschluss, dann nach dem Architekturstudium und so weiter. Aber ich glaube, die Musik ist schon das Beste, was ich machen kann. Seit einigen Jahren machen wir nicht nur Musik für uns. Im Studio produzieren wir mit und für so ziemlich alle, die einen ungarischen Rocknamen haben. Kannst du mal ein paar Gruppe nennen, die bei euch aktuell sind? Unsere beste Heavy-metal­ Gruppe ist Pokolglep. Natürlich gibt es noch Lokomotiv GT und Judit Szücs, vielleicht noch R-Go, Dolly Roll oder Kft und Beatrice. Es ist wenig nennenswert, in der DDR gibt es momentan wesentlich bessere Rockgruppen als hier.