Omegafreunde.de 2019
In einer lockeren Atmosphäre hatte ich das Glück mit Janos Kobor (Mecky),
den Sänger der ungarischen Band "Omega", über die Band und sich zu sprechen.
Persönliche und mir mitgeteilte Fragen von Besuchern der HP "Ostmusik.de"
beantwortete er ausführlich und sehr aufschlussreich.
Wie entstand der Name „Omega“?
Der Name stammt nicht von uns. Wir haben uns in der Schule zusammengefunden
und hatten 1962 unseren ersten Auftritt in der Universität. Den Veranstalter fragte,
wie ist eurer Name? Wir sagten, Namen haben wir keinen. Und am Auftrittstag
stand dann einfach „Omega“ da. Es ist zwar ein schlechter Name, aber o.k. So
hatten wir dann unseren Namen gefunden.
Nächstes Jahr (2004) sind es 42 Jahre die ihr zusammenspielt. Eine sehr lange
Zeit. Wo habt ihr in den vielen Jahren die Ideen und den Willen hergenommen, so
lange zusammen zu bleiben? War das die Liebe zur Musik, der Wille nach Erfolg,
der Euch immer wieder weiter getrieben und motiviert hat?
Erst mal, wir waren Schulfreunde, und die größten Freundschaften entstehen in der
Schule. Wir waren in dieser Zeit immer sehr zusammen und wollten Musik machen.
Später dann brauchten wir richtige Musiker, das waren Gabor Presser und Tomas
Mihaly, aber sonst hatten wir am Anfang keine größeren Wechsel in der Gruppe. Seit
1971 dann hatten wir die Besetzung, die bis heute unverändert ist.
Ein junger Mann mailte mir, das Omega in die „Rock `n“ Roll Hall of Fame“ gehört.
Warum hat das noch keiner vorgeschlagen? Ausser den „The Rolling Stones“ gibt
es auf der ganzen Erde keine Band, die es schon so lange gibt. 2001 sah ich eurer
Konzert im Nepstadion inmitten von 70 000 Besuchern mit einem Sound, welcher der
beste war den ich bisher gehört habe.
Das Nepstadion ist sehr, sehr groß. Es war zu Zeiten des Sozialismus gebaut und
die Bauherren wollten damals das größte Stadion der Welt bauen. Leider war es
nicht richtig gebaut, ein Teil ist ja bis heute nicht fertig gebaut und es ist an manchen
Stellen da schon gefährlich irgendwo hinzugehen. Aber es ist größer als normale
Stadions, und dann einen guten Sound zu machen ist schon sehr aufwendig.
Ist die vierte LP, „Elö Omega“ von 1971 wirklich live?
Ja, aber die Aufnahmen waren vom Mixer aufgenommen und das klingt nicht sehr
gut. Die Atmosphäre kommt nicht durch, wir haben das dann zwar später etwas
nachgebessert, aber es war nicht zufrieden stellend. Das musikalische Material ist
gut, die Tonqualität nicht. Bei der viel später auf den Markt gebrachten Studioplatte
ist es o.k. Diese Studioplatte wurde damals leider nicht zugelassen, so das als
Veröffentlichung leider nur diese technisch nicht gute live Platte auf den Markt kam.
Darauf gibt es ja auch einen erfolgreichen Song mit einem ganz tollen Text
„Der magische weiße Stein“.
In Deutschland haben wir immer gesagt „Magisches weißes Schwein“. Ja, der Text
von Peter Süyli war damals etwas ganz neues und umfasste poetisch die Frage
nach dem Sinn des Lebens.
Bei den Auftritten in der damaligen DDR Mitte der 70èr Jahre nahm Omega eine
Favoritenrolle ein. Auf Grund der engen Strukturen der Zensur für die heimischen
ostdeutschen Bands hatte Omega und andere mehr Freiheiten und konnten im
Vergleich mit grandiosen Konzerten bezüglich Outfit und allgemeinen Auftreten
glänzen. Könnt ihr euch noch an Auftritte in der ehemaligen DDR erinnern,
an Sachen die sich ewig im Kopf eingegraben haben?
Im Fernsehen waren wir nicht sehr oft in der DDR, glaube so dreimal. Bei den live
Konzerten konnten wir auch nicht so machen wie gewohnt. Natürlich waren die
ungarischen Konzerte immer größer und offener. In Magdeburg war es immer, als
die Stimmung höher gekommen ist, die Lampen waren alle an und wir mussten
stoppen. Das war immer in Magdeburg. In Berlin konnten wir immer spielen was und
wie wir wollten, in Dresden auch, in Magdeburg hatte der Parteichef das wohl nicht
so gern.
Ich kann mich an zwei Konzerte erinnern im Berliner Plänterwald, als ihr im
strömenden Regen vor 1000`senden Besuchern eurer Konzert trotz der widrigen
Umstände ohne abzusetzen durchgezogen habt. Ohne Überdachung …
Ja, ich weiß. Das waren damals die Songs der 10.Platte, die wir dort spielten, für
uns eine Generalprobe für die Konzerte im Nepstadion. Für uns waren die beiden
Konzerte in Berlin aber auch auf Grund der besonderen Umstände etwas
besonderes und das DDR Publikum stand auch immer auf unserer Seite, so das wir
es ihnen einfach schuldig waren trotz Regen und Donner zu spielen.
Welche Platte empfindest du als eure Beste?
Habe ich keine.
Gibt es eine Platte die du nicht mehr machen würdest?
Ja, die letzten zwei. Die vorletzte „Transanddance“ geht noch, aber die letzte, nein.
Texte sind nicht gut, die Harmonie in den Titeln geht noch, aber die Melodien sind
langweilig und …. Nein, das war nicht mehr so „Omega“ wie früher.
Nach 1989 war ja eine ganz informationsleere Zeit. In der EX DDR versanken die
damals anerkannten Künstler erst mal in einem Loch, weil kein Bedarf mehr war. Die
Veränderungen damals waren ja auch in ganz Europa, wie haben sie euch
beeinflusst, was habt ihr vor dem großen Konzert 1994 im Nepstadion getan?
Ja, damals war die Situation sehr interessant. Niemand wusste, was passiert jetzt,
was kommt, gehen die Russen aus den Ländern ganz sicher raus, niemand hat
gewusst, ist das eine richtige Sache oder nur ein paar Wochen oder Monate und
dann kommt alles zurück.
Wir haben so ungefähr 1992 /1993 dann geglaubt, das sie nicht mehr zurück
kommen werden.Wir haben dann 1993 das große Konzert für 1994 geplant und
lange vorbereitet. Vorher waren sehr viele westliche Gruppen in Ungarn zu
Konzerten und die waren da interessanter als die eigenen Bands. Auch die
Plattengeschäfte waren fast nur auf den internationalen Markt eingestellt, so das wir
von `89 - `93 keine große Rolle spielten.
Eine ganz andere Frage mal am Rande: Wenn man alle fünft Omega Musiker in ein
Kaufhaus schicken würde, in welchen Abteilungen würde man sie dann finden?
(Mecky lacht …) … mich beim Kaffee …. Latzi überall …. Mishi in der
Unterhaltungselektronik und Sportartikel …. Ziki bei Kleidung und Schuhe ….
Elefant bei Zeitschriften.
Omega findet sich zum Musizieren heute eigentlich langfristig / spontan zusammen.
Wovon leben die Musiker in der Zeit, wenn sie nicht aktiv auf der Bühne zusammen
spielen?
Am einfachsten ist es bei Misi. Seine Frau ist Zahnärztin und er hat dadurch
finanziell keine Probleme. Er selbst macht fast nichts. Vielleicht zu Hause etwas
Musik.
Latzi spielt in verscheiden Formationen, Ziki mit dem Gitarristen Tamas, Elefant ist
im Familienbetrieb mit Tabak und Zeitschriftenhandel beschäftigt.
Ich mache lieber nicht so viel. Im eigenen Studio bin ich nicht so oft. Meine
Techniker machen aber viele Produktionen für andere Künstler. Eigene Produktionen
werden unabhängig gestaltet, also einmal kommt Ziki und spielt seinen Part und
irgendwann dann Latzi …
Ich arbeitete alleine, versuche DVD`s zusammenzustellen aus den 70er Jahren,
aber ich bin nicht immer so zufrieden mit dem Audio / Videomaterial und dem
letztendlichen Ergebnis.
Gibt es ein unvergessenes Erlebnis in deiner langen Zeit als Musiker?
Sehr viele, vor allem in Deutschland. Z.B. eben diese beiden nassen Berlinkonzerte,
aber auch die großen ungarischen Konzerte. Nicht zu vergessen die erste englische
Tour. Es gab auf jeder Tour gutes und schlechtes, man muss das immer im
gesamten sehen.
Wann spielt Omega wieder live?
Es ist nicht ausgeschlossen 2004. Auch Auftritte zum Ende des Jahres 2004 in
Deutschland sind in Planung, in Leipzig, Berlin, Hannover und Hamburg. Aber das
alles ist wirklich noch in Planung. Im Frühjahr machen wir vielleicht eine ungarische
Tour, wird Zeit, es ist schon lange her. Und als Abschluss dann vielleicht im
Nepstadion ein großes Konzert. Allerdings alles noch Pläne. Ich hoffe aber das es
irgendwie klappt, es ist leider nicht alles nur von uns abhängig.
Vor zwei Jahren, als viel geplant war, hatten wir nur Pech. Latzi hatte eine kaputte
Hand, Misi hatte seine Probleme. Wir hatten wirklich Pech. Früher hatten wir da nie
Probleme und dann kam alles zusammen.
Welche Musik hört Mecky?
Im Auto manchmal, auch klassische Musik. Im Radio ist viel Reklame und so
kommerzielle Musik, die ich nicht so gerne höre.
Welches Konzert hat dir als Zuschauer am besten gefallen?
Die „The Rolling Stones“ in Budapest. Es war mein letztes Konzert, und dort habe
ich entschlossen mir keines mehr anzuschauen, da es unübertreffbar ist. Es war der
Höhepunkt.
Welche Technik nutzt Omega, ist sie Eigene oder gemietete?
Sie ist gemietet. Wir haben in letzter Zeit nur in Stadien gespielt mit einem großen
Aufwand an Material was man nicht selbst finanzieren kann. Die Techniker sind aus
meiner Firma, gute Leute, die ihr Handwerk verstehen.
Was ist Omega für Mecky? Ist es Rückhalt?
Nein, natürlich ist es fast ¾ meines Lebens, das ist eine lange Zeit. Da wird man
ruhiger. Da kommt dann die Idee auch wieder mal zu spielen, aber für mich gibt es
auch anderes. Z. B. mein Boot am Plattensee, auf dem Wasser schaukeln, das ist
viel mehr. Aber wenn die Konzerte kommen, bin ich da voll da.
Was mir im Gegensatz zu vielen anderen Bands auffällt ist die ungebrochene
Spielfreude und Lust am Musizieren die von der Bühne ausgeht. Ich habe den
Eindruck, das diese von Konzert zu Konzert größer wird.
Ja, das war früher jeden Tag. Jetzt ist alles aber noch intensiver, weil nicht mehr so
oft. Aber, nach den letzten Auftritten in dem großen Nepstadion kann ich mir eben
Auftritte in kleinerem Rahmen sehr schwer vorstellen. In Budapest wollten wir in der
neuen Sporthalle auftreten, ich war da, und ich hatte dort dass Gefühl das ist nicht
so unseres. Jetzt muss Nepstadion in Budapest sein.
Gibt es eine Band oder Künstler, die für euch noch Konkurrenz ist oder war?
Da gab es mehrere, aber in den letzten 15 Jahren nicht mehr. In den 70èr Jahren
noch, aber dann fast nicht mehr.
Habt ihr Kontakt zu anderen Band aus Ungarn, bzw. wer ist heute noch aktiv?
Ja, diese Kontakte gibt es selbstverständlich. Und jede Gruppe hat schon so eine Art
Abschiedskonzert gemacht. Z. B. die Illes Gruppe“ hat mindestens schon 15 mal ein
Abschiedskonzert gegeben, ja, und vielleicht darum machen wir nicht so eine
Sache.
Wird Omega noch mal eine neue platte mit neuen Songs machen?
Ich hoffe nicht, den diese letzte Platte war nach meinem Geschmack nicht mehr
„Omega“ Musik. Misi hat ein paar Musiken geschrieben, Elefant und Latzi auch, aber
sie waren nicht mehr „Omega“. Die letzte richtige Platte war „Babylon“ und die Hälfte
vielleicht von „Transanddance“ .
Die beste Platte für mich war , darf ich das mal sagen (Mecky nickt) „Skyrover“.
Ja, das war die geschlossenste Platte. „Time Robber“ war der erste Schritt in diese
Richtung, „Skyrover“ die Vollendung und „Gammapolis“ war schon ein bisschen zu
populär. „Skyrover“ die meist verkaufte Platte von der Serie, alle drei aber vergoldet.
Wie sieht die Vertriebschance von Platten in Deutschland aus? Die Nachfrage ist
auf Grund von Recherchen unheimlich gross?
Zwei Jahre war BMG Partner, der Vertrag ist ausgelaufen. Wir suchen daher
momentan eine neue Platenfirma, da uns klar ist, wenn wir Konzerte in Deutschland
machen, das da Platten nachkommen müssen. Die alten Kontakte haben wir leider
nicht mehr, und daher ist es sehr schwer zuverlässige Partner zu finden. Aber wir
sind da dran und haben großes Interesse.
Kannst du dich an die Tournee vor 20 Jahren durch Holland erinnern ? (Frage aus
dem Internet)
Das ganze Holland ist ein Märchenland. In Rotterdam haben wir ein sehr gutes
Konzert gemacht. Wir waren leider nicht so oft in Holland, aber die Konzerte waren
mit den Menschen mit die besten, neben Deutschland und Ungarn.
Ich möchte noch folgendes erwähnen:
Was in meinen Augen „Omega“ so heraushebt ist, das bis auf Gabor Presser in den
70èr Jahren alle anderen Musiker der Band keine gelernten Instrumentallisten und
Sänger sind, und ohne das man gelernter Musiker ist – wer kann das besser als
„Omega“. Viele fragen mich auch, warum ich z.B. keine Soloplatte mache. Mich
interessiert die ganze eigene Musiksache nur mit „Omega“. Mich interessiert auch
nicht wer spielt am besten Gitarre in Ungarn, oder wer ist bester Musiker, ich bin da
anders.
Was ich noch mal betonen muss, ist meine Dankbarkeit über die Art des hier
stattfindenden Gespräches, denn es ist keine Selbstverständlichkeit gewesen. Die
Offenheit, das nicht Abblocken, das Zeitnehmen. Man spürt ob man so ein Gespräch
möchte, oder ob es eine Belastung ist. In Deutschland kenne ich persönlich keinen
Künstler oder Band, die so offen und ohne Voreingenommenheit ein solches
Gespräch wie eben führt.
Ich möchte mich daher im Namen der Fans von Omega in Deutschland für das
Gespräch bedanken, vielleicht noch ein Gruss?
Nein, ich möchte nicht an dieser Stelle grüßen, ich möchte noch einmal in
Deutschland auf der Bühne stehen.
Video Clip - Cam. Sylvia G. / Bearb. OF Peter