14.02.2025 Berlin - Eröffnung der Omega Gedenkausstellung in der Botschaft Ungarns Bericht: OF Rüdiger Schütz / Ergänzungen: OF Peter Günther / Bearbeitung: Birgit Meister Fotos: OF Rudi + OF Ralf + OF Peter + OF Gabrielle + OF Torsten + Heinz Reinboth Audio zum Nachhören: rockradio.de Aufnahme: Klaus Schnabel-Koeplin / Bearbeitung: Peter Günther
Omegafreunde.de 2025
Vor einigen Monaten erreichte die deutschen Omegafreunde die Nachricht, dass es die Möglichkeit geben könnte, die seit 2023 in Ungarn existierende Gedenkausstellung aus Anlass des 60-jährigen Bandjubiläums nach Deutschland zu holen. Natürlich gab es für dieses Projekt nur Zustimmung, aber jeder wusste, dass es heutzutage nicht so einfach ist, dies in die Tat umzusetzen. Für solch ein Projekt konnten die Omegafreunde und viele zahlreiche andere Unterstützer kaum auf öffentliche oder gar staatliche Unterstützung hoffen. Wer kennt die Band noch in Deutschland? Wo wird ihre Musik noch gespielt? Anders als in ihrem Heimatland, wo auch die nachkommenden Generationen wie selbstverständlich mit den Texten und den Songs der Band aufwachsen und zehntausende im Konzert auch nach dem tragischen Ende der Band ihre Lieder mitsingen, ist das osteuropäische Rockmusikerbe im vereinten Deutschland ein Stiefkind geworden, vielleicht muss man sogar formulieren: Es ist unter die Räder gekommen.
Omega for ever
Gepflegt werden solche Musik und die Erinnerung an diese legendären Bands nur noch von den stetig älter werdenden Fans, die mit dieser Musik sozialisiert wurden und von einigen wenigen Sendern und Protagonisten, die das „Fähnlein des Ostrocks ehrenvoll hochhalten und trotzig verteidigen“. Die sogenannten „öffentlich-rechtlichen Anstalten“ haben es schon längst in trauter Gemeinsamkeit mit den privaten Medien aufgegeben, diese Musik zu achten, zu pflegen, zu erhalten oder sogar auf ihren Sendern zu spielen. Mittlerweile bin ich zu der Auffassung gekommen, dass dies nicht nur einer der Geburtsfehler des vereinten Deutschlands ist, sondern dass dahinter Absicht und Methode stecken. In Polen, in Tschechien und natürlich in Ungarn käme kein Mensch auf die Idee, Blue Effect, Skaldowie, Czerwone Gitary, Bergendy, LGT, Illés u.v.a.m. nicht in den Medien zu spielen. Während ein Czeslaw Niemen in Polen längst ein Heiliger des kulturellen Erbes geworden ist und Omega in Ungarn zum Zentrum des nationalen Kulturguts gehört, sucht man solche Überlegungen in Deutschland vergebens. Ich weiß und will nicht ganz so ungerecht sein … manchmal gibt es auf dem MDR oder dem RBB zu großen Jubiläen ehemaliger DDR-Bands eine kleine Gedenksendung. Aber am nächsten Tag sucht man in den Sendelisten deren Musik schon wieder vergeblich … Aber zurück zum eigentlichen Highlight, zur Ausstellung. Unermüdlich wurde an diesem Projekt gearbeitet. Natürlich kostet so etwas auch Geld, dies war aber durch die Spenden der Omegafreunde und vieler anderer Förderer bald geschafft. (1) Ihnen allen ein besonderes Danke schön! Die ungarische Botschaft stellte dankenswerterweise die Räumlichkeit zur Verfügung, so dass die Ausstellung an einem würdigen Ort eröffnet werden konnte. An diesem Ziel arbeitete vor allen Dingen Jószef Robotka unermüdlich. Er ist treuer Begleiter der Omegafreunde und vielen als Betreiber der Agentur AzVuk (Agentur zur Verbreitung ungarischer Kultur) bekannt. Ohne seine Verbindungen und seine Einsatzbereitschaft wäre dies alles nicht möglich gewesen und ohne ihn würden auch die Omegafreunde und viele andere nicht an die neuesten CD-, DVD- und LP-Produktionen aus Ungarn herankommen. Zu Eröffnung waren auch der Kurator der Ausstellung Aráto Mátyás und zwei seiner Mitstreiter da, die die kostbaren Stücke aus Ungarn nach Berlin transportierten und die Ausstellung aufbauten. Ihnen allen gebührt ein riesengroßes Dankeschön!
Als erstes bat er Dávid Velki auf die Bühne, der den leider aus terminlichen Gründen verhinderten ungarischen Botschafter Dr. Péter Györkös vertrat. Der in der Botschaft arbeitende Wirtschaftsattaché begrüßte die anwesenden Gäste und hob die Bedeutung der ungarischen Band Omega hervor. Danach kündigte er Attila Ducsay an, der einen sehr engagierten und mit vielen vielleicht unbekannten Informationen gewürzten Vortrag über 60 Jahre Omega hielt. (2). Natürlich spielte in seinem Vortrag die Entstehungsgeschichte der legendären LP „Elö Omega“ eine Rolle, die - in der internationalen Rockgeschichte wohl einmalig - in einer Aluminiumhülle verkauft wurde. Natürlich besitzt der Autor die beiden mit rot- und blaufarbigem Siebdruck versehenen Ausgaben. Aber immer wieder „geisterte“ unter den Omega-Fans die Info umher, es gäbe auch noch diese LP mit grünem und orangenem Aufdruck, die in der sonst vollständigen LP-Sammlung des Autors noch fehlten. Eine Nachfrage beim „Mister Omegalexikon“ (einem der Kuratoren der Ausstellung) erbrachte nun die endgültige Antwort, dass dies nur Probedrucke gewesen seien, die ein „normaler Sammler von Omega-LPs“ auch nicht „erhaschen“ könne, weil sie wohl gar nicht mehr existieren oder so selten wie ein „Sachsendreier“ seien. Nun rief Attila Ducsay den Sänger der Omega-Tribute-Band „Új Babylon“ Péter Farkas auf die Bühne. Die Band trat schon mehrmals in Deutschland auf und kommt wohl am überzeugendsten dem „Omegasound“ am nächsten. Zu unserer Freude werden sie wohl im Herbst 2025 wieder in Berlin auftreten. Vier Titel trug er als Solist mit der Gitarre vor, dessen letzter natürlich das „Mädchen mit Perlen im Haar“ sein musste (in der DDR meist mit dem Text „Schreib es mir in den Sand“, interpretiert von Frank Schöbel, bekannt). Peter Günther bat nun die aktiven Akteure, welche die Ausstellung in dieser Form ermöglicht haben, auf die Bühne und bedankte sich persönlich für ihr aktives Engagement. Als besonderes Dankeschön überreichten die Omegafreundinnen Birgit Hander und Birgit Meister Dávid Velki, Mátyás Aráto und seinen beiden ungarischen Helfern, Jószef Robotka, Péter Farkas sowie Roman von Rockradio die CD „Omega – Das deutsche Album“ mit einer Dankeskarte in ungarischer Sprache. (Die dazu noch kurz geführten Interviews kann man in der unten angefügten Audio Datei nachhören.)
Fast hundert Personen fanden den Weg in die Botschaft Ungarns Unter den Linden und verfolgten gespannt das Programm zur Eröffnung. Diese Aufgabe übertrug man Peter Günther, der sich auch nicht aus der Ruhe bringen ließ, als man ihm nur einen Tag vorher verkündete, dass er diese Eröffnungsveranstaltung moderieren solle. Natürlich gehört er zu den Omegafreunden, betreut die website omegafreunde.de. Darüber hinaus ist er Betreiber der Website ostmusik.de, die als beste deutsche und unverzichtbare Quelle für alle Ostrockfans gilt, moderiert die monatliche Sendung „Peters Musikoase“ auf rockradio.de (die diese Veranstaltung auch live übertrugen) und führte durch diese Eröffnung wie gewohnt clever und ambitioniert.
OF Birgit Hander & Birgit Meister empfangen die Besucher
Dávid Velki
Attila Ducsay
Péter Farkas
Dávid Velki wies noch auf das durch die Ungarische Botschaft angebotene hervorragende Buffet hin, mit dem „besten ungarischen Goulasch“, den man sich vorstellen kann. (Vielen herzlichen Dank dem freundlichen Koch, den wir auch kennen lernen durften!) Und dann konnten wir nun alle endlich die Ausstellung bewundern.
Die Dankeskarte
Viele Gedanken und Gefühle der Ausstellungsbesucher, so auch die meinen, lassen sich nur schwer beschreiben. Es nützt nichts, die Wahrheit ist: Es war eine bittersüße, wundervolle Reise in eine Vergangenheit, die so nie wiederkehrt! Mit dem viel zu frühem Tod von László Benkö, Mihály Tamás und János Kóbor ist eine 60jährige legendäre Bandgeschichte brutal beendet worden. Natürlich zieren die Ausstellung Originalhüllen aller LPs und CDs der Band, auf einem großen Bildschirm, kann man unzählige Videomitschnitte der ersten Auftritte der Band in den 1960er Jahren bis zum Beginn der 2020er Jahre sehen. Originalfotos, Plakate, Eintrittskarten usw., all dies kann man bewundern. Der Autor hatte das Glück, über 30 Auftritte der Band (die ersten 1972 und 1973, das letzte Konzert in Erfurt 2021) besuchen zu können. Es war kein einziges dabei, wo man hinterher sagen musste, naja, es gab schon bessere. Stets waren es alles Auftritte, die das Publikum begeisterten, wo der berühmte Funke übersprang und nicht selten die „Halle bebte“.
Unvergessen die Besuche in Budapest zum 50- und 55-jährigem Bandjubiläum, bei dem stets 15.000 bis 20.000 Zuschauer, Ältere und ganz viele Jüngere alle Lieder textsicher von der ersten bis zur letzten Strophe mitsangen. Ein einprägendes Erlebnis möchte ich vom Konzert der „Rockgiganten 2016“ berichten. Angekündigt für die SachsenARENA am 12. November 2016 (Auch dieses Plakat kann man in der Ausstellung bewundern.) in Riesa waren Nazareth, CCR, Omega und Bob Geldorf. Bei der Ankunft in der Halle (Sie fasst ca. 9.000 Besucher.) bekamen die anwesenden Omegafreunde einen Schreck, denn in der ganzen Halle verloren sich vielleicht 200 bis 300 Rockfans. Als erstes trat Nazareth, dann CCR auf. Nach jeder Band gab es ca. 20 Minuten Umbauzeit. Selbst bei CCR waren nur wenige mehr als zu Beginn anwesend. Wir waren sehr verwundert und traurig, dass diese angekündigten Rockgiganten nur so wenige Besucher in die Halle lockten. Was war geschehen? Wir stellten schnell fest: Nazareth und CCR waren ein schlechter Abklatsch ihrer selbst. Bei Bockwurst und Bier in der Umbaupause formulierte es ein enttäuschter Rockfan mit den Worten: „Is ja noch schlechter als bei Helene Fischer!“ Aber urplötzlich geschah etwas Überraschendes und Tolles. Nach CCR füllte sich die Sachsen ARENA plötzlich. Und als Omega auftrat, explodierte die Halle förmlich. Da waren wir Omegafreunde alle sehr stolz … Zu seiner Ehre sei hinzugefügt, dass Bob Geldorf (Wir wollten eigentlich schon gehen …), der nach Omega auftrat, zwar auch nicht mehr die Halle füllte, aber ein großartiges Konzert ablieferte. Ja, und dann kann man die zauberhaften Kostüme in der Ausstellung bewundern. Manch einer sagte dabei: „Fast wie bei Abba“. Dies war eben diese Zeit der 1970er und 1980er, wo die Band wohl ihre größten Erfolge feierte - auch und gerade in der alten BRD…, denn zu den Omegafreunden zählen zu unserer Freude auch einige „Westdeutsche“. Schmunzelnd stand mancher davor und fragte sich (wie immer in solchen Situationen): „Würde man heute noch da hineinpassen“? So bestaunt man die Bühnenkostüme aus Omegas ersten Jahren und ihrer musikalischen „Weltraumreisezeit“, in der die Band vom ursprünglichen Rocksound zum sehr Computer- und keybordgestützen Musikstil wechselte.
In den letzten beiden Jahren sind einige der Original-LPs und Mitschnitte von Live- Konzerten neu aufgelegt worden. Aber nicht in der alten technischen Version ihrer Entstehungszeit, sondern in neuer, noch besserer Hifi-Qualität, die diese Songs noch um einiges besser zum Klingen bringen. Ein Tipp von mir: Einfach mal auf der AzVuk-Seite von Jószef Robotka suchen: Da findet ihr diese tollen remasterten Ausgaben! Viele der Besucher kamen ins Gespräch über Konzerterlebnisse, so hörte man beim Betrachten der Plakate oft: „Hier war ich dabei, da auch, da leider nicht …“. Nach vielen Gesprächen und einigen guten Schlucken ungarischen Rotweins zog es mich immer wieder in die Ausstellung, um das eine oder andere noch einmal zu bewundern. Denn mit der Ausstellung ist es wie mit Omega selbst - man wird sie so nie wieder sehen können. Oder vielleicht doch? Als letztes Erinnerungsstück bewundere man das gemeinsame Foto der Omegafreunde zwischen den tollen Kostümen unserer Lieblingsband … (2) Die Ausstellungsbesucher konnten ein Exemplar von neun Omegatexten mitnehmen, die Attila Ducsay ins Deutsche übersetzt hatte: Schwarzer Schmetterling/Fekete pillangó; Babylon; Gesicht/Az arc; Schade um jeden Ton/Minden könnycseppért kár; Schweigsames Herz/Hallgatag svip; Brot und Information/Kenyér és információ; Seitanz/Kötéltánc; Silberregen/Ezüst esö; Sonne und Sterne (Napot hoztam, csillagot). Vielleicht finden wir die Zeit und den Platz, sie auf der omegafreunde.de-Site zu veröffentlichen.
Anmerkungen (1) Die Ausstellung wurde finanziert von Heinz Edgar / Steffen Kaupke / Gerald Grießner / Hannelore Rumpf / Steffen Hilbert Den Omegafreunden/innen Heidrun & Rüdiger Schütz / Rüdiger Pfohl / Antje Schure / Andreas Hoyer / Laszlo Lakatos / Sigrun Brendel / Gabriele Weis / Torsten Heier / Birgit & Ralf Hander / Birgit Meister & Peter Günther (2) Die Ausstellungsbesucher konnten ein Exemplar von neun Omegatexten mitnehmen, die Attila Ducsay ins Deutsche übersetzt hatte: Schwarzer Schmetterling/Fekete pillangó; Babylon; Gesicht/Az arc; Schade um jeden Ton/Minden könnycseppért kár; Schweigsames Herz/Hallgatag svip; Brot und Information/Kenyér és információ; Seitanz/Kötéltánc; Silberregen/Ezüst esö; Sonne und Sterne (Napot hoztam, csillagot). Vielleicht finden wir die Zeit und den Platz, sie auf der omegafreunde.de-Site zu veröffentlichen.
Audio der Eröffnung von rockradio mit freundlicher Genehmigung Aufnahme: Klaus Schnabel-Koeplin / Bearbeitung: Peter Günther --- auf Grund technischer Probleme fehlen die ersten 8 Minuten der Veranstaltung ---
Noch drei Foto Schnappschüsse und eine Collage
Video der Eröffnung von rockradio mit freundlicher Genehmigung Video Aufnahme + Mix: Roman J. Koschuth / Bearbeitung: Klaus Schnabel-Koeplin