08.07.2015 Omega & Olympic in Karlovy Vary (CZ) Bericht Petra / Fotos Petra - OF Gunter
10 gute Gründe, Rockkonzerte in Tschechien zu besuchen: - Die einheimischen Konzertbesucher sind total freundlich und aufgeschlossen - Man legt Wert auf pünktlichen Beginn. - Der Einlass ist sehr zeitig und total entspannt. - Es gibt keine Security, die in Handtaschen von älteren Damen wühlt. - Die Ticketpreise betragen nur ein Viertel von denen in Deutschland. - Das Bier kostet nur 1,80 Euro, aber die Wirkung ist ungeheuer. Mein Mann ist nach einem Bier weggenickt und mir drehte es in der Birne. - Angenehme Zwischenbeschallung, keine nervigen Moderatoren. - Totale Rücksichtnahme der Konzertbesucher untereinander. Keine „Talkshows“ während des Konzerts im Publikum. - Kein Problem, am Soundcheck teilzunehmen. - Menschen aus verschiedenen Ländern finden total entspannt zueinander. Mensch Leute, warum hat mir das noch keiner gesagt, wie cool es zu Rockkonzerten in Tschechien zu geht? Nach Karlovy Vary ist es für uns näher als bis nach Berlin. Wir kennen Tschechien nach der Wende nur als Einkaufsland und seit es für uns nichts mehr zu shoppen gibt, sind wir nicht mehr hin gefahren. In Ostzeiten hatten wir viele Freunde und Bekannte und waren oft im Nachbarland. Was es dort kulturell zu erleben gibt, ist uns bisher verborgen geblieben. Nun hatten wir einen Grund, nach Karlsbad zu fahren. Omega und Olympic gaben sich die Ehre. Wir lieben Omega, besonders wenn sie mit klassischem Orchester spielen. So einen Termin gab es zum Filmfestival in Karlovy Vary. Im Sommer Kino (Letni Kino) von Karlsbad spielten Omega und Olympics. Dies ist eine Freilichtbühne mit Niveau. Total bequeme Sitzplätze, freie Platzwahl und gute und preiswerte Versorgung. In unsere Heimat haben wir noch nichts gleichwertiges gesehen. Soll ich euch unsere Erlebnisse mal von Anfang an erzählen? Auf Facebook erfuhr ich von einem FB Freund, dass es in Deutschland Karten für Omega in Karlsbad gibt. Für nur 17 Euro wurden sie mir vom Deutschland Management von Omega zugeschickt. Wir buchten ein Hotelzimmer, mein Wunsch war ein Jugendstilhotel im Zentrum. Dies war während des Filmfestivals echt nicht billig. Aber was soll der Geiz? Ein Erlebnis war es auf jeden Fall. Karlsbad ist sehr schön restauriert, wenn man die Läden betrachtet, ist der Kuhdamm ein Scheiß dagegen. Nur gut, dass in den Schaufenstern keine Preise ausgezeichnet sind, wäre bestimmt vor Schreck umgefallen. Im Nachbarland angekommen, machten wir uns in Karlsbad auf die Suche nach einem Parkplatz. Dies erwies sich als undurchführbar. Während wir Knödel verspeisten, fiel uns auf, wie der Abschleppwagen seine Runden drehte und uns blieb fasst die Nationalspeise der Tschechen im Halse stecken. Fix einen Parkplatz im Hotel bezahlt für 12 Euro pro Tag. Für den Preis gibt es in Tschechien ansonsten schon eine billige Herberge. In das Sommer Kino von Karlovy Vary konnten wir von dort zu Fuß gehen. Eine schöne Wanderung am Fluss lang, wir stellten fest, Goethe und Schiller waren auch schon dort. Das Letni Kino ist eine ganz geniale Spielstätte. Vielleicht so 3000 Plätze, genau weiß ich es nicht. Ein Teil davon ist überdacht. Es gibt ganz bequeme Bänke und der Sound ist einmalig. Wer meinen Omega Clip anschaut, wird das auch feststellen. Es sollte 18.00 Uhr anfangen. Pünktlich um 16.00 Uhr öffneten sich zur Verblüffung der Deutschen die Tore. Na gut, wir hatten schon Probe gesessen und uns günstige Plätze ausgesucht. Während es Soundchecks von Omega durften wir schon mal Platz nehmen, keiner hat uns vertrieben. Sage mal ketzerisch: Wenn ein Frontmann in Badeschlappen und kurzen Hosen so einen imposanten Eindruck macht, kann man auch Besucher zulassen. Am Einlass wurden die Taschen nicht durchwühlt, wie das leider oft bei uns der Fall ist. Bei Andreas Bourani in Freiberg hätten sie bei uns am liebsten noch das Taschenfutter gewendet. Wir waren also zeitig drin und die Zeit verging wie im Fluge. Man lernte sofort Leute kennen. In Techechien spricht unsere Generation deutsch und wo das nicht der Fall war, ging es mit Händen und Füßen. Auch etliche bekannte Fans aus Deutschland hatten sich auf den Weg gemacht, auffällig viele aus der Puhdyszene. Das Bier war lecker aber ungewohnt stark. Bei Olympic betrieb mein Mann dann Augenpflege. Ein Bier hatte dazu ausgereicht. Sehr gespannt war ich überhaupt auf die Band Olympic. Hartmut sagte, es sind die Beatles der Tschechei. Ich würde sagen, sie haben dort den Stellenwert wie die Puhdys bei uns. Seit 1962 sind sie aktiv. Damit sind sie länger unterwegs, wie die Sterncombo. Das will was heißen. Der Frontmann heißt Petr Janda. Er spielt Gitarre, schreibt und singt. Wenn ich ihm auf der Straße begegnet wäre, hätte ich ihn für den netten Opa von Nebenan gehalten. Er ist 74 Jahre alt und seit Anfang an dabei. Mit einer Gitarre in der Hand, wird er zum Vulkan. Ebenso toll agieren Milan Broum am Bass und Jiri Valenta am Keyboard. Ihr langjähriger Schlagzeuger ist 2013 nach einem Konzert verstorben und wird von einem jungen Mann ersetzt. Eher bekannt ist bei uns Jiri Korn. Er war auch mal bei Olympic. Interessant ist jedenfalls, der Frontmann hat eine Tochter (Marta Jandrova), sie ist die Frontfrau bei Die Happy, nahm am Bundesvision Song Contest teil mit dem Cellisten von Apocalyptica und mit Oomph! Olympic spielt Titel, da dachte ich, die kennst du. Nein, ich kenne sie nicht, aber den Stil sehr wohl. Sie spielen viele Balladen, wie sie in den 70 gern üblich waren. Ansonsten rocken sie, bis die Fetzen fliegen. Eine Band, die gerade raus und herzerfrischend rocken kann. Die Besucher kannten die Titel, klatschten und sangen mit. Es war wie bei uns, die Ostrockszene lässt grüßen. Ich kann die Titel nicht aufzählen, aber am Fanstand lagen 18 CD`s der Gruppe, alle professionell aufgemacht. Deshalb ist der Vergleich mit den Puhdys nicht allzu weit hergeholt. Die Herren hatten aber sichtlich Spaß an dem, was sie auf der Bühne los gelassen haben. Viele Gespräche gab es mit tschechischen und ungarischen Besuchern. Ein Ehepaar erzählte uns, sie sei Tschechin mit deutscher Großmutter, ihr Mann Ungar. Zu beiden Bands hatten sie eine enge Beziehung. Sie erzählten auch, Omega und Olympic hätten das letzte Mal im Jahre 1972 an gleicher Stelle zusammen gespielt. Nach einer kurzen Umbaupause enterte Omega die Bühne. Mit dabei das Karlovarsky Symphnicky Orchestr, kurz KSO. Das ist ein Klangkörper von cirka 35 klassischen Musikern. Mit einer derartigen Wucht habe ich Omega noch nicht spielen gehört. Bei uns standen von Anfang an die Haare senkrecht. Die Besucher feierten ihre Helden. Sehr lustig ein ungarischer Fanclub mit einem Banner. Sie „verliehen“ ihr Banner an alle Leute, die sich damit gern fotografieren lassen wollten. Der Lohn war jeweils ein Bier. Wir waren ihnen schon in Klaffenbach begegnet. Kaum hatte man versucht, die Leute mit Bannern oder Spruchbänder zu fotografieren, bekam man diese selbst in die Hand gedrückt und wurde geknipst. Eine derartig herzliche und entspannte Atmosphäre gibt es bei uns nicht mehr. Gastfreundschaft wird groß geschrieben. Bei uns ist es leider das Wort „Fremdenfeindlichkeit“. Ich bin echt beschämt, nach dem ich das in Karlovy Vary so erlebt habe. Auch die Rücksichtnahme der Konzertbesucher untereinander ist ganz anders als bei uns. Die die erste Reihe geentert hatten, knieten dort. Davor stellen gibt es nicht. Die Plätze sind dort auch so angeordnet, dass jeder was sehen kann. Omega spielte noch besser und mit mehr Schmiss als zu den Konzerten in Deutschland im Frühjahr. Es gab auch drei Zugaben. Richtig toll das Perlenhaarmädchen und die Petroleumlampe. Diese Freilichtbühne war auch wie geschaffen für die berühmte Lasershow der Band. Wir behalten den Spielplan in Karlsbad im Auge, vielleicht gibt es dort wieder mal was für uns.              
Omegafreunde.de 2015